Nicht-Operative Therapien

Nervenblockaden, Triggerpunktinfiltration, Neuraltherapie, Anästhesie

Nervenblockaden

Diagnostische Nervenblockaden

Bei chronischen Schmerzzuständen ist nicht immer primär eine eindeutige Ursache der Schmerzen feststellbar. Mit Hilfe dieser Nervenblockaden können möglicherweise Aussagen über die Schmerzursache oder den Ort der Entstehung erhalten werden.

Prognostische Nervenblockaden

Um die mögliche Wirksamkeit einer länger anhaltenden oder bleibenden Nervenblockade durch chirurgische Maßnahmen abzuschätzen.

Therapeutische Blockaden

Die therapeutischen Blockaden werden zur ursächlichen oder symptombezogenen Therapie der Grundkrankheit durchgeführt. Beispiel: Therapeutische Blockaden bei Lumbago (akute Lendenwirbelsäulenschmerzen).

Degenerative Veränderungen der lumbalen Bandscheiben sind die häufigsten Ursachen der Schmerzen, die in das Bein ausstrahlen und zu entsprechenden neurologischen Ausfällen führen können. Auf Grund der Schmerzen wird reflektorisch eine Schonhaltung eingenommen, die einer Fehlhaltung entspricht. Über diese Fehlhaltung kommt es dann zu muskuloskelettal bedingten Schmerzen, die ihrerseits wiederum den Patienten in seine Fehlhaltung zwingen. Es baut sich ein circulus vitiosus auf, der mit nichtinvasiven Therapieverfahren oft nicht mehr zu unterbrechen ist.

Über die paravertebrale Injektion wird der Spinalnerv blockiert. Die Blockaden können zu motorischen Störungen führen, welche nur vorübergehend sind. In der Regel werden die Patienten bis zu einer Stunde überwacht.

Triggerpunktinfiltrationen

Myofasziale Schmerzpunkte (Muskelschmerzpunkte) werden meist von Triggerpunkten ausgelöst; dabei kann jeder Muskel betroffen sein. Häufig schmerzhafte Muskelgruppen sind die Schulter-Arm-Muskulatur, die Rückenmuskulatur und die Muskulatur im Kopfbereich. Triggerpunkte entwickeln sich akut, z.B. nach einem Trauma oder bei Überanstrengung, sie können sich aber auch chronisch manifestieren, z.B. durch Fehlhaltungen. Es kommt zu Schmerzen in Ruhe, oder bei Bewegung, die den Muskel belasten. Durch sorgfältige Untersuchung (Palpation) des Muskels kann ein Triggerpunkt identifiziert werden. Gespritzt werden niedrig konzentrierte Lokalanästhetika. Durch diese Maßnahmen kann der Schmerzzyklus unterbrochen werden.

Neuraltherapie

Methode, die durch gezielte i.c. (intracutan, d.h. ins Fettgewebe), i.m. (intramuskulär, d.h. in den Muskel), i.v. (intravenös, d.h. in die Vene), i.a. (intraartikulär, d.h. ins Gelenk), periärtikulär (an das Gelenk), perineural (um den Nerven) Injektion von Lokalanästhetika im "Störfeld" wieder normale physikalische Bedingungen herstellt ("Entblockierung") und den Heilungstendenzen und weiteren Therapien den Weg frei macht.

Regionalanästhesie

Einsatzmöglichkeit zur Bekämpfung von Schmerzen nach der Operation. Bekannt sind die Blockaden an den oberen und unteren Extremitäten (z.B. Blockade des Oberarmnervengeflechtes). Mit der Einführung lang wirkender Lokalanästhetika, schonender Punktionstechniken und gut gewebsverträglicher Verweilkanülen besteht die Möglichkeit den Block nach der Operation unbegrenzt zu verlängern.

Spinalanästhesie

Es wird das Lokalanästhetikum in den Rückenmarksraum (Liquorraum) gespritzt. Die Injektion muss streng steril durchgeführt werden. Es kann zu Kreislaufreaktionen kommen, deswegen wird die Spinalanaesthesie häufig im Liegen durchgeführt. Es wird eine schnelle und komplette Blockade durch geringe Mengen des Lokalanästhetikums erreicht.

Epiduralanaesthesie

Hier wird Lokalanästhetikum in den Epiduralraum gespritzt. Es wird hauptsächlich eine Blockade der den Epiduralraum durchziehenden Spinalwurzel durchgeführt. Die Anschlagszeit der Epiduralanaesthesie dauert länger.

Nebenwirkungen: Blutdruckabfall, Brachykardie (Herzfrequenzabfall), Blasenentleerungsstörung.
Komplikation: postspinaler Kopfschmerz, toxische Reaktion, Hämatom.
Kontraindikation: dekompensierte Herzinsuffizienz, Gerinnungsstörungen, Schock, Sepsis, Entzündung im Punktionsbereich.

Hitzesondenbehandlung der Wirbelgelenke (Thermokoagulation)

Nach örtlicher Betäubung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte und unter Röntgenkontrolle sucht der Arzt mit der Kanüle gezielt die Schmerzpunkte an den Wirbelsäulengelenken im Bereich der schmerzenden Nervenfasern auf. Dorthin führt er die Hitzesonde ein. Computergesteuert stellt er über die Sonde fest, ob die Sonde richtig an den betroffenen Nervenfasern liegt, die behandelt werden sollen.

Anschließend spritzt der Arzt noch einmal ein örtliches Betäubungsmittel, jetzt jedoch direkt an die zu behandelnde Stelle. Dann wird die Sondenspitze erhitzt und ein kleiner Bezirk verödet. Die Leitfähigkeit der hier verlaufenden Schmerzfasern wird somit unterbrochen. Der Schmerz kann sich nicht weiter ausbreiten.

Indikationen:

  • Wirbelgelenksschmerzen (nicht radikulär)
  • Wirbelgelenksverschleiß
  • Wirbelsäulenverformung
  • Wirbelgleiten (Instabilität)
  • gleichzeitiger Bandscheiben- und Wirbelgelenksverschleiß
  • Instabilität nach Bandscheiben- und Wirbelsäulenoperationen

 

Elektrothermale Therapie bei Bandscheibenerkrankungen

Eine Schmerzbehandlung durch Thermokoagulation des Bandscheibenringes ist möglich. Einsatz dieser Behandlungsmethode nur bei mäßigen Bandscheibendegenerationen. Bei Wurzelreizung durch Bandscheibenvorwölbung, bzw. durch einen Bandscheibenvorfall (z. B. Ischiasschmerz) kann diese Behandlungsmethode nicht eingesetzt werden. Unter Bildwandlerkontrolle wird ein flexibler Katheter im Faserring der Bandscheibe platziert. Danach erfolgt das Erhitzen einer winzigen Wärmespule, die am Ende des Katheters eingebaut ist.

Hierbei kommt es zu folgenden therapeutischen Effekten:
Ausschaltung von schmerzsensiblen nervalen Strukturen, bzw. Denervierung (Unterbindung der Schmerzleitung) der sogenannten Schmerzrezeptoren des Bandscheibenringes.

Indikationen:
Chronische lumbale Rückenschmerzen, keine Besserung bisher durchgeführter konventioneller Behandlungsmethoden

Psychologische Methoden zur Behandlung chronischer Schmerzkranker

Halten Schmerzen längere Zeit an, so bleibt das nicht ohne Einfluss auf das Allgemeinbefinden, die emotionale Situation, die Gedanken und das Verhalten des Schmerzkranken. Zunehmend werden Appetitmangel, Abnahme oder Verlust sexueller Bedürfnisse, allgemeine Reizbarkeit und Schlafprobleme beobachtet.

Als Folge einer immer stärker werdenden Beschäftigung mit dem eigenen Körper zieht sich die Person in sich zurück und verliert Kontakt zu Freunden und Bekannten. Dies kann bis zu einer missmutig-traurigen Verstimmung, einer affektiven Labilität, einer erhöhten Reizbarkeit und einer Einengung der Interessen und der Erlebnisfähigkeit bis zu einem Dauerzustand von Apathie und Resignation fortschreiten. Hinzu kommt der stete Wechsel von Hoffnung und Enttäuschung im Zusammenhang mit neuen erfolgversprechenden Therapien und der zunehmenden Hilflosigkeit als Folge der Enttäuschung über bisherige ärztliche Maßnahmen. Chronischer Schmerz hat somit vielfältige psychische und soziale Folgen, die wiederum das Schmerzerleben beeinflussen.

Ein weiteres Ziel psychologischer Schmerztherapie besteht somit darin, psychische und soziale Folgen des Schmerzes zu lindern und das Leben mit dem Schmerz erträglicher zu gestalten.